„Jetzt brauche ich einen Translator!“
Zitat einer Mediandin, als sie überhaupt nicht verstehen konnte, was ihre Konfliktpartnerin (ihre Kollegin), die ihre Sicht auf den Konflikt geschildert hatte, sagen wollte. Und mit einem Ausdruck kompletter Ratlosigkeit hilfesuchend zu mir sah. Die Kollegin reagierte genervt, sie könne sich eigentlich ziemlich gut ausdrücken.
Sackgasse droht. In solchen Momenten hilft die Paraphrase, eines der hilfreichen Instrumente, die wir Mediatorinnen und Mediatoren so draufhaben. Die Schilderung der Sicht wird in eigenen Worten zusammengefasst. Ich bitte stets die Konfliktpartei, die zugehört hat, zusammenzufassen, was bei ihr angekommen ist, bevor sie selbst startet. Manchmal funktioniert das nicht, dann ist das mein Job.
Vorteile für den Mediationsprozess:
– Klärung von Botschaften: In einer Mediation ist es entscheidend, dass die Botschaften der Konfliktparteien klar verstanden werden. Bei Konflikten sind Gefühle im Spiel, und es kann zu Missverständnissen und Kommunikationsproblemen kommen. Durch die Paraphrase kann die Mediatorin überprüfen, ob sie die Aussagen der Beteiligten richtig verstanden hat, und gf. nachfragen, um Unklarheiten zu beseitigen.
– Der Einsatz von Paraphrasen unterstützt die Konfliktparteien, aktiv zuzuhören und sicherzustellen, dass ihre Standpunkte und Gefühle richtig wiedergegeben werden. Die Parteien fühlen sich gehört und respektiert, was das Vertrauen in den Mediationsprozess stärkt.
– Vermeidung von Interpretationen und Bewertungen: Paraphrasen helfen, Annahmen über Absichten und Motive der jeweils anderen Partei zu reduzieren und Fakten herauszuarbeiten.
– Konfliktentschärfung: Wenn die Konfliktparteien hören, dass die Mediatorin ihre Aussagen neutral und genau wiedergibt, werden Spannungen reduziert und der Gesprächston insgesamt entschärft. Die Atmosphäre wird entspannter, und die Parteien haben mehr Raum, konstruktive Lösungen zu finden.
– Rückkopplung und Selbstreflexion: Durch die Paraphrase erhalten die Konfliktparteien die Gelegenheit, ihre eigenen Aussagen und Positionen zu überdenken und zu reflektieren. Sie können zu neuen Erkenntnissen gelangen.
Schaffung einer gemeinsamen Basis durch Perspektivwechsel: Wenn die Konfliktparteien sich darauf einigen können, dass ihre Aussagen korrekt wiedergegeben wurden, können sie auf dieser Grundlage die Positionen und Bedürfnisse der jeweils anderen Partei würdigen und idealerweise im Verlauf des Mediationsprozesses konstruktive Lösungen entwickeln.
Auch in dem eingangs erwähnten Fall hatte meine „Übersetzung“ den Effekt, dass beide Mediandinnen gegenseitiges Verständnis aufbrachten und den Austausch fortsetzen konnten.
Wann setzt ihr die Paraphrase ein?